Unter Ritualen verstehen wir verschiedene Handlungen oder Bräuche, die nach dem Tod einer geliebten Person Trost spenden sollen. Es gibt sowohl religiöse und spirituelle Handlungen und Traditionen als auch individuelle und persönliche Rituale.

In der Zeit nach dem Verlust berichten Menschen häufig von dem Gefühl, den Halt zu verlieren, und suchen gleichzeitig nach Wegen, den Todesfall zu verarbeiten. Rituale können dabei unterstützen, Abschied zu nehmen und dennoch die Erinnerungen an die Person wachzuhalten. Zudem können Rituale die Hilflosigkeit, Handlungsunfähigkeit und Ohnmachtsgefühle, die in der Trauer oftmals vorherrschen, ein klein wenig auflösen: Indem man aktiv ins Gedenkhandeln kommt, fühlt sich Trauer wieder (be)greifbarer an.

Formen von Ritualen

Es gibt ganz unterschiedliche Formen von Trauerritualen. Manche werden in einer Gruppe vollzogen, andere im Stillen bzw. alleine. Sie sind nicht an einen bestimmten Zeitpunkt gebunden, sondern können in der Zeit nach dem Tod genauso durchgeführt werden wie einige Monate oder Jahre später – ganz individuell also, wie es sich jeweils stimmig anfühlt. Sie können sowohl im Alltag als auch an wichtigen Tagen wie Geburts- und Todestagen, Feiertagen oder zum Jahreswechsel stattfinden. Bei und mit Ritualen geben wir Eigenschaften, Vorlieben und Erinnerungen der verstorbenen Person einen Raum, den wir selbst aktiv gestalten können. Im Folgenden findet ihr drei Beispiele, wie ihr eure Trauerrituale gestalten könntet:

Geliebte Erinnerungen wiederholen

Oft gab es gemeinsame Aktivitäten, die uns mit der geliebten verstorbenen Person verbunden haben. Vielleicht warst du mit deiner Mutter immer gerne in einem bestimmten Park spazieren oder mit deinem Freund immer zu Jahresbeginn Eisbaden. Diese gemeinsamen Erinnerungen oder Erlebnisse zu wiederholen, kann dabei helfen, Erinnerungen aufrecht zu erhalten. Auch wenn diese Erlebnisse ohne die verstorbene Person traurig sein können, berichten Menschen häufig davon, dass es ihnen im Prozess der Verarbeitung geholfen hat, diese Trauer zu spüren.

Schatzkiste der Erinnerung

Viele kleine Dinge erinnern uns an den geliebten Menschen, der verstorben ist. Das können Briefe, Fotos, besondere Schmuckstücke oder gerne getragene Kleidungsstücke sein. Diese Erinnerungsstücke kannst du in einer individuell gestalteten Kiste aufbewahren und sie öffnen, wann immer dir danach ist. Auch an Jahres- oder Gedenktagen kann es helfen, diese Erinnerungsstücke hervorzuholen, um sich alleine oder gemeinsam mit anderen Menschen zu erinnern.

Trauertagebuch führen

Schreiben setzt verschiedene Prozesse in Gang und kann so unter anderem dabei unterstützen, die eigenen Gedanken zu sortieren. In Form eines Trauertagebuchs können Erinnerungen, Emotionen oder Gedanken festgehalten werden. Dabei gibt es kein Richtig und Falsch: In einem Trauertagebuch darf alles Platz finden, was sich passend anfühlt. So können auch ganz unterschiedliche Gefühle festgehalten werden, die in der Trauerzeit vorkommen können: Wut kann genauso notiert werden wie Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit. Auch Zwiegespräche mit der verstorbenen Person, besondere Erinnerungen oder passende Songtexte kannst du in deinem Trauertagebuch festhalten. Die äußere Form ist individuell gestaltbar: Ob du deine Gedanken in einem einfachen Block, einem gebundenen Buch oder einem digitalen Tagebuch aufschreibst, bleibt ganz dir überlassen.

Diese Liste ist noch beliebig erweiterbar und soll einen ersten, kleinen Einblick in die Welt der Trauerrituale bieten. Trauerarbeit kann auf ganz unterschiedliche Arten geschehen - Rituale können ein Teil davon sein, wenn es sich für dich in der jeweiligen Situation stimmig anfühlt. Zunächst kannst du dir also die Frage zu stellen: „Was brauche ich?". Unter trauernden Menschen gibt es ganz unterschiedliche Bedürfnisse, die sich im Laufe eines Trauerprozesses auch verändern können – und das ist völlig in Ordnung so!