Jenseits von Floskeln – echte Begegnungen

Langsam werden die Tage wieder länger, die Sonnenstrahlen wärmer, und der Frühling findet sich in neuen Blüten, Blumen und Blättern wieder. Auch Ostern naht, ein Fest, welches manchen Menschen große Freude und vielleicht sogar bunte und schöne Familien-Zusammentreffen zu bereiten vermag. Bei anderen Menschen aber, die sich in der Trauer oder Einsamkeit befinden, können genau diese Tage eine noch offene oder erst am Beginn des Verheilens stehende Wunde berühren, vergrößern oder neu aufreißen. Denn genau an jenen Tagen, die für Gemeinschaft und Verbundenheit stehen, kann sich der Schmerz des Verlustes, des Vermissens und der Trauer noch intensiver auftun. Bildlich gesprochen stellt die Trauer eine Kontrastfarbe zu den goldgelben Osterglocken, den Narzissen von weiß über gelb bis orange reichend, und den leuchtend bunten Tulpen dar - ob an Sonnentagen oder einem noch frisch anmutenden Frühling. 

Der zuallermeist wohlmeinende – aber oft hilflose - Versuch von Verwandten und Freunden, Trost an genau diesen Tagen durch und mit Zitaten, Aussagen und Fragen zu spenden, kann oft missglücken und scheitern. Wir, das YoungWings-Team, möchte euch einerseits vor und nach diesen Tagen mit unserem Begleitungsangebot (Mails, Einzelchats und Gruppenchats mit anderen Trauernden) zur Seite stehen, viel Kraft und Zuversicht wünschen, aber andererseits auch auf genau diese Floskeln und Gesten aufmerksam machen, die trotz wohlgemeinter Absicht kleine Verletzungen bereiten können. Denn vielleicht können diese Hinweise achtsam kommuniziert werden bzw. finden sich auch in der Leserschaft dieses Blogbeitrages Menschen, die dadurch in ihrer Kommunikation aufmerksamer werden und Anleitung finden können.

Ihr kennt sie vielleicht bereits, diese Aussagen, ob vor oder während euer Trauer, die neben der oft auch erlebten Sprachlosigkeit und Tabuisierung stehen: „Das Leben geht weiter.“, „Du musst loslassen.“, „Du musst nach vorne schauen.“, Du kannst mich jederzeit anrufen“, „Du musst auch wollen, dass es besser wird.“ und „Es muss doch nun auch mal gut sein mit der Trauer, du musst wieder mehr Leichtigkeit in dein Leben lassen“, um nur einige Wenige auszugsweise zu nennen. Dabei weiß und spürt man gerade in Zeiten eines schweren Verlustes, mit der Intensität der damit verbundenen Gefühle, dass Leichtigkeit und Loslassen so weit entfernt von der Realität sind, wie das Kraft haben für einen Anruf oder um Hilfe zu bitten. Gerne möchten wir all jenen Menschen einige beispielhafte Möglichkeiten zur Verständigung mitgeben, deren Herzenswunsch es ist, Trauernde im Alltag zu unterstützen, auf sie zuzugehen und echte Anteilnahme spüren zu lassen:

Denn ja, traut euch aus der Sprachlosigkeit in die Kommunikation. Und ja, oft sind es nur kleine Hinweise, die eine gelingende Kommunikation in der Trauer ermöglichen: Aus einem „Wie geht es dir?“ darf ein „Wie geht es dir heute?“ werden, aus einem „Du kannst mich jederzeit anrufen!“ ein „Ich melde mich jede Woche bei dir, und du entscheidest, ob es passt!“ oder ein „Ich bringe dir Abends eine Mahlzeit vorbei“ bzw. „Magst du/mögt ihr das Osterfest mit uns/mir verbringen?“, und auch für die anderen auszugsweisen Kommentare möchten wir euch eine mögliche beispielhafte Annäherung an einen gelingenden Kontakt in der Trauer mitgeben:

„Dein Leben ist gerade stehengeblieben, während sich die Welt der anderen weiterdreht. Nimm dir Zeit für deine Trauer, um den Menschen, den du verloren hast, eines Tages wieder in einer anderen Form in dein Leben zu integrieren. Ich bin da, an deiner Seite, und du kannst mir von deinem Schmerz erzählen. Ich kann ihn dir nicht nehmen, aber an deiner Seite bleiben, und den Weg mit dir gemeinsam gehen.“

Welche Floskeln sind euch in Bezug auf Trauer schon mal begegnet? Was würdet ihr stattdessen gerne hören oder lesen? In unserer „Digitalen Schatzkiste“ könntet ihr direkt mit anderen Betroffenen eure Erfahrungen teilen und Hinweise für einen wünschenswerten Umgang geben.    

Liebe User*innen und liebe Mitlesende dieses Beitrages: Wir wünschen Ihnen und euch ein gutes und schaffbares Ostern. Blumen, die in euch langsam wieder zu blühen beginnen, in jenen Farben, die eure sind und eines Tages werden können, mit Raum und Zeit für Wachstum.

Gerne möchten wir auch in diesen Tagen „stellvertretende Hoffnung“ für euch sicht- und fühlbar zum Leben erwecken, und in diesem Sinne Kraft und Zuversicht zu euch senden!

Mit einem lieben Gruß von eurem

YoungWings-Team